Juni 17, 2025 - Min LesedauerMin Lesedauer

Interdentalpflege: Faktoren der Patienten-Compliance

Viele Patient:innen sind über die Bedeutung der Interdentalreinigung informiert - besonders diejenigen, die regelmäßig Zahnarztpraxen besuchen. Leider erfüllen dennoch nur wenige die Erwartungen klinischer Empfehlungen. Aber woran liegt es, dass die Compliance bei den meisten Patient:innen so gering ist? Und was können wir tun, um dass zu ändern?

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Die Herausforderung besteht darin, nicht nur den Mund zu betrachten, sondern den Menschen – mit seinen eigenen Möglichkeiten, Gewohnheiten und Wünschen. Die Patient:innen von heute wollen zusammen mit dem zahnmedizinischen Fachpersonal Entscheidungen über ihre Mundgesundheit treffen. Sie möchten nicht einfach "gesagt" bekommen, was zu tun ist. Mit guten Gesprächen und einem gemeinsamen Verständnis, können wir Patient:innen helfen, neue Gewohnheiten anzunehmen, indem wir dafür sorgen, dass sie Risiken und Anweisungen besser verstehen. Wir können praktische Unterstützung bei der Umsetzung von Änderungen in ihrer Routine bieten und, was besonders wichtig ist, einfach anzuwendende Interdentalreinigungsmethoden empfehlen - mit dem Wissen, dass Einfachheit die Akzeptanz fördert.

Unterstützen Sie Patient:innen dabei, Risiken und professionelle Anweisungen zu verstehen

Die Kommunikation über Präventions- und Behandlungsrisiken ist zwar eine Routineaufgabe in der Zahnarztpraxis, bleibt aber ein anspruchsvoller "Balanceakt".

Patient:innen haben Schwierigkeiten, Risikoinformationen zu verstehen und zu behalten [1]. Viele neigen zu "unrealistischem Optimismus": "Andere sind gefährdet, aber ich doch nicht", so der Gedanke, oder auch "gute Zähne liegen in der Familie, ich brauche mir keine Sorgen zu machen". Für diese Patient:innen müssen wir den Einsatz erhöhen, indem wir Risiken auf eine Weise kommunizieren, die das Wissen, das Bewusstsein und die Entscheidungsfindung verbessert.

Oft werden Patient:innen mit Informationsflut konfrontiert [2]. Tatsächlich ergab eine Querschnittsstudie mit Befragungen, dass sich Patient:innen nur an sehr wenige Ratschläge und vereinbarte Maßnahmen zur Zahnpflege erinnern.


Daher hier einige praktische Tipps:

  • Hören Sie den Patient:innen mit Empathie zu und verwenden Sie eine angepasste Sprache, um Wahrnehmung und Erwartungen bestmöglich in Einklang zu bringen.
  • Nutzen Sie visuelle Hilfen wie Infografiken. Ihre Verwendung kann das Verständnis der Patient:innen erhöhen. [3].
  • Führen Sie routinemäßig eine Patientenbefragung durch, um ihre Beratung und Empfehlungen gezielt auf individuelle Risiken und Bedürfnisse zuschneiden zu können.
  • Weisen Sie bei Bedarf auf "unrealistischen Optimismus" hin und lassen Sie die Patient:innen wissen, dass sie ohne Interdentalreinigung eine Gingivitis begünstigen.

Unterstützung der Adaption mit Benutzerfreundlichkeit: Einfacher ist besser als besser.

Es muss zwar noch weitergehend erforscht werden, wie ein Compliance-Verhalten, das die Mundgesundheit fördert, etabliert und aufrechterhalten werden kann [4], aber es ist klar, dass eine wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit von grundlegender Bedeutung ist.

"Modelle zur Technologie-Adaption" haben gezeigt, dass Benutzerfreundlichkeit für die Akzeptanz erforderlich ist und dass, wenn etwas nicht einfach zu bedienen ist, niemand eine positive Einstellung dazu haben wird [4] [5]. Menschen verwenden Produkte nicht, weil sie objektiv am besten sind, sondern weil sie am einfachsten zu bedienen sind und weil sie am besten zu ihrem Lebensstil passen.

Daher kann es sein, dass eine Empfehlung des "idealen" Mundpflege-Rituals nicht zu den besten Ergebnissen führt, wenn diese Routine für die Patienten "schwierig" oder "anstrengend" ist.


Die Erfolgschancen sind deutlich höher, wenn wir versuchen, Patient:innen Schritt für Schritt auf der "Mundgesundheitsleiter" nach oben zu bringen, beginnend mit "einfach". Oral Care Professionals (OCPs) können als Coaches fungieren und dazu ermutigen, sich in bestimmten Bereichen zu verbessern. In erster Linie müssen wir Hilfsmittel empfehlen, die Patient:innen auch bereit sind zu nutzen - um schnell "einfache Erfolge" möglich zu machen.

Die EFP stimmt dem zu und gibt in der ersten Parodontitis-Leitlinie, die 2020 veröffentlicht wurde, wichtige Empfehlungen für die klinische Praxis [6]:

  1. Das zahnärztliche Personal sollte die besten Mundhygienehilfsmittel und -methoden auf das Fähigkeitsniveau und die Präferenzen der Patient:innen abstimmen, denn die Akzeptanz ist entscheidend für eine nachhaltige Langzeitanwendung.
  2. Die Anzahl der Hilfsmittel sollte, angepasst an die individuellen Fähigkeiten und um Patient:innen nicht zu überfordern, auf eine bestimmte Anzahl begrenzt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen Kompromisse gefunden werden, um das individuelle Optimum zu erreichen.

Möchten Sie mehr über die neuesten Erkenntnisse zur Compliance bei der Interdentalreinigung erfahren und darüber, wie eine einfache Anwendbarkeit die Compliance fördert? Sehen Sie sich unser virtuelles Training "Interdentalreinigung zur Prävention und Behandlung von Zahnfleischerkrankungen, Modul 4 - Compliance" an:




Unser passendes Whitepaper "Interdentalreinigung zur Prävention und Behandlung von Zahnfleischerkrankungen: Aktuelle Evidenz" können Sie ebenfalls hier herunterladen:




Erleichterung der Selbstregulierung

In einem interessanten Übersichtsartikel untersucht Ramsey (University of Washington in Seattle) das Problem der schlechten Compliance von Patient:innen bei der Mundhygiene, indem er die Prinzipien der Selbstregulierung des Verhaltens anwendet [7].

Wenn Patient:innen aufgefordert werden bestimmte Regeln bei der Mundhygiene zu befolgen, wird ihnen ein Ziel vorgegeben. Ihre Aufgabe besteht dann darin, ihr Verhalten zu regulieren um dieses Ziel zu erreichen. In der Zahnmedizin bezieht sich die Verhaltensregulierung, manchmal auch als "Selbstregulierung" bezeichnet, auf die Fähigkeit von Patient:innen, ihre Energie und Aufmerksamkeit zu steuern, um Mundhygieneziele zu erreichen.

Ramsey erklärt, dass die Selbstregulierung Folgendes erfordert:

  • Ein realistisches Zielverhalten festlegen und sicherstellen, dass die Person in der Lage ist, dieses Verhalten auszuführen.
  • Die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu überwachen.
  • Ausreichend Motivation, um Verhaltensanpassungen zu gewährleisten.
Auf die Interdentalreinigung angewendet, können wir Ramseys Vorgaben nutzen, um Patient:innen dabei zu helfen, ihr Verhalten zu ändern, indem wir:
 
  • Einfach und bequem anzuwendende Interdentalreinigungswerkzeuge empfehlen.
  • Rituale einfach halten und Patient:innen schrittweise auf der Mundhygieneleiter nach oben führen.
  • Patient:innen ermutigen, eine bestimmte Tageszeit festzulegen für die Interdentalreinigung, zum Beispiel am Abend, damit sie den Erfolg ihres Verhaltens besser überwachen können.
  • Bei jedem Besuch mit den Patient:innen nachfassen – sich nach ihren Erfahrungen erkundigen und ihre Fortschritte kommentieren. Laut Ramsey kann das Wissen, dass das eigene Verhalten beobachtet oder gemessen wird, zu einer Verhaltensänderungen motivieren.
  • Neuartige Interdentalprodukte empfehlen. Ramsey weist darauf hin, dass der Neuheitseffekt bei der Verwendung ebenfalls die Motivation für eine gute Mundhygiene erhöhen kann.

Einführung der "Mundgesundheitsleiter der Benutzerfreundlichkeit"

Aber wie nutzen wir die Benutzerfreundlichkeit, um die Einhaltung von Mundhygiene-Empfehlungen zu verbessern? Und wie können wir dies auf eine einfache Art und Weise erreichen, die durch Evidenz unterstützt wird?

SUNSTAR GUM® hat eine Reihe von einfachen Empfehlungen entwickelt, um einen praktischen Weg aufzuzeigen.

Dieser Ansatz ermutigt zahnäerztliche Teams und Praxen, nicht nur den parodontalen Gesundheitszustand (gesund oder nicht) von Patient:innen zu berücksichtigen, sondern auch Verhalten und Motivation. Dies ermöglicht eine Lösung zu empfehlen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit angenommen wird, weil sie einfach zu bedienen und individuell angepasst ist.

Wie funktioniert also unsere "Mundgesundheitsleiter der Benutzerfreundlichkeit"?

  1. Beurteilen Sie, ob Patient:innen parodontal gesund oder gefährdet sind.
  2. Betrachten Sie das aktuelle Patientenverhalten: Welche Hilfsmittel werden derzeit verwendet? Nur eine Zahnbürste? Zusätzlich, aber unregelmäßig Produkte zur Interdentalreinigung?
  3. Beurteilen Sie die Motivation Ihrer Patient:innen: Ist sie niedrig, normal oder normal bis hoch?
  4. Bestehen Geschicklichkeitsprobleme?

Sobald Sie diese Einschätzung durch Patientengespräche getroffen haben, empfehlen wir, eine zweistufige Empfehlung, um Ihren Patient:innen sanft die Mundgesundheitsleiter nach oben zu bringen. Mithilfe unserer "Mundgesundheitsleiter" können Sie die Compliance bei zögerlichen Patient:innen fördern, indem sie nachweislich bevorzugte Hilfsmittel einsetzen und die vollständige Mundpflege (Interdentalreinigung zu Hause und unterwegs) fördern.



Für zögerliche, wenig motivierte Patient:innen, unabhängig vom parodontalen Gesundheitszustand, können Sie immer Interdentalreiniger aus Elastomer (RICs) empfehlen, sofern dies der Interdentalraum erlaubt. RCTs haben gezeigt, dass RICs effektiv und noch einfacher in der Anwendung sind als der Gold-Standard Interdentalbürsten (mehr hierzu in unserem Übersichtsartikel). Sie werden von den Patient:innen bevorzugt, weil sie besonders einfach anzuwenden sind und weniger Zahnfleischabrasionen und Verletzungen verursachen [8]

Sie können die einfacher zu bedienenden RICs mit gutem Gewissen empfehlen, da diese nachweislich mit einer größeren Compliance und dadurch mit einer höheren Wirksamkeit und besseren Ergebnissen verbunden sind [8], [9]. Es gibt keinen einfacheren Weg, die Leiter der Mundgesundheit zu erklimmen!

Empfehlen Sie parodontal gefährdeten Patient:innen ebenfalls unsere praktischen GUM® TRAV-LER® Interdentalbürsten – entweder in einem zweiten Schritt, nach der Einführung von RICs oder direkt in Kombination, um die Interdentalreinigung zu Hause und unterwegs zu fördern.

Möchten Sie mehr über die neuesten Erkenntnisse zur Compliance bei der Interdentalreinigung erfahren und wie eine einfache Anwendung die Compliance fördert? Sehen Sie sich unser virtuelles Training "Interdentalreinigung zur Prävention und Behandlung von Zahnfleischerkrankungen; Modul 4 - Compliance" an.




Sie können auch unser Whitepaper "Interdentalreinigung zur Prävention und Behandlung von Zahnfleischerkrankungen: Aktuelle Evidenz" herunterladen.



Das wichtigste Ziel ist es, die Compliance zu fördern. Die wichtigsten Erkenntnisse:
 
  1. Das Risiko verstehen
    Informieren Sie Ihre Patient:innen. "Der Verlust von Zähnen ist nicht unvermeidlich" und kann mit guter Mundpflege verhindert werden. Die interdentale Reinigung muss immer Bestandteil sein - in allen Lebensphasen.
  2. Selbstregulierung erleichtern
    Belohnen Sie Ihre Patient:innen, geben Sie ihnen "leichte Gewinne": Greifbare Erfolge sind in der Regel nachhaltiger. Daher kann die Verwendung von RICs nach einer Mahlzeit ein guter Startpunkt sein - denn hier können Patient:innen tatsächlich sehen und spüren, wie viel Nahrung sie zwischen ihren Zähnen entfernt haben. Die Pprofessionelle Zustimmung spielt ebenfalls eine große Rolle, also lassen Sie Ihre Patient:innen wissen, dass Sie sich darauf freuen, beim nächsten Besuch von ihren Erfahrungen mit der Interdentalreinigung zu hören.
  3. Benutzerfreundliche Produkte empfehlen
    Wie die EFP in den Parodontitis-Leitlinien für 2020 betonte, muss die Anzahl der empfohlenen Hilfsmittel begrenzt werden. Zudem ist die Akzeptanz der Patient:innen entscheidend für eine nachhaltige und langfristige Anwendung [7]. Daher sollten für die zögerliche Mehrheit einfach zu bedienende RICs empfohlen werden, während für die parodontal kompromittierten Patient:innen immer der Goldstandart Interdentalbürsten empfohlen werden kann - wie beispielsweise unsere GUM® TRAV-LER® Interdentalbürsten.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es nicht nur für Ihre Patient:innen, sondern auch für Sie hilfreich ist, mit viel Empathie zuzuhören. Nur dann können Sie gezielt beraten und Empfehlungen geben, die leicht umgesetzt werden können. Eine gute Patientenkommunikation trägt über die Zufriedenheit und verbesserte Mundgesundheit hinaus dazu bei, dass Patient:innen Ihre Zahnarztpraxis weiterempfehlen [10].

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