Compliance bei der Interdentalreinigung: Den Patienten als Ganzes sehen, nicht nur den Mund
Die Einhaltung eines täglichen Mundhygiene-Rituals bleibt eine der größten Herausforderungen in der Zahnmedizin. In diesem Artikel sprechen wir über die aktuelle Studien und darüber, welche Rolle die Benutzerfreundlichkeit bei der Compliance spielt. Entdecken Sie, weshalb bei der Anwendung gilt "einfacher ist besser als besser" und wie eine "Oral Health Easy-of-Use-Leiter" dabei helfen kann, schnelle Erfolgserlebnisse bei Patient:innen zu erreichen.

Die Compliance-Herausforderung: Gibt es einen besseren Weg?
Seit Daten über die Kosten schlechter Mundgesundheit vorliegen, wurden viele Milliarden für Behandlungen ausgegeben, die auf schlechte Mundhygiene zurückzuführen sind [1]. "Sowohl die Kosten als auch die Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden der Patient:innen sind alarmierend." Das Problem ist weit verbreitet, da Parodontitis bis zu 70% [2] der Bevölkerung betrifft.
Die Prävention und Behandlung von Zahnfleischerkrankungen ist eine lebenslange Aufgabe und deren Entstehung kann nur mit einer guten Compliance vorgebeugt werden [4]. Leider ist die Einhaltung eines täglichen Mundhygiene-Rituals eine der größten Herausforderungen[5].
Nicht, dass keine Aufklärung in den Zahnarztpraxen stattfindet! Die zahnärztlichen Teams überall auf der Welt verbringen viele Stunden damit, ihren Patient:innen die Bedeutung einer guten Mundgesundheit zu erklären und Mundhygienepraktiken zu demonstrieren. Dennoch ist die Akzeptanz von Zahnseide und anderen Interdentalprodukten gering und wird auf weniger als 30% der Bevölkerung in Europa geschätzt [6].

Dieses Szenario zwingt uns eine schwierige Entscheidung zu treffen: Entweder wir akzeptieren, dass schlechte Mundgesundheitspraktiken bei einem erheblichen Teil der Bevölkerung bestehen bleiben, oder wir finden neue Wege, um unsere Patient:innen zu einer guten Mundhygiene zu ermutigen.
Einen Patienten behandeln, nicht nur den Mund
Die meisten Patient:innen, vor allem diejenigen, die regelmäßig Zahnarzttermine wahrnehmen, wurden sicherlich schon über die Wichtigkeit der Interdentalreinigung informiert.
Warum also halten sich so viele Patient:innen nicht daran?
Offenbar herrscht die allgemeine Überzeugung, dass Interdentalreinigung nur dann notwendig ist, wenn ein Problem vorliegt. Weiterhin sind viele davon überzeugt, dass es schwierig ist, eine solche komplexe Reinigungstechnik anzuwenden.
Die Herausforderung besteht also darin, Patient:innen nicht nur als Mund zu sehen, sondern als Menschen mit ganz individuellen Eigenschaften, Gewohnheiten und Wünschen. Moderne Patient:innen wollen nicht "gesagt" bekommen, was sie zu tun haben, sondern mit dem zahnärztlichen Team zusammenarbeiten, wenn es um Entscheidungen für ihre Mundgesundheit geht.

Wir müssen Patient:innen auf der Grundlage guter Gespräche und eines gemeinsamen Verständnisses behutsam in die richtige Richtung lenken.
Aber wo anfangen? Einfacher ist besser als besser!
Die wahrgenommene Benutzerfreundlichkeit ist von grundsätzlicher Bedeutung. Von Haushaltsgeräten über Smartphones und anderen technischen Neuerungen ist seit langem bekannt, dass die Benutzerakzeptanz stark von der Benutzerfreundlichkeit abhängt und dementsprechend von der Leichtigkeit, mit der es in bestehende Arbeitsabläufe oder Gewohnheiten integriert werden kann.
Die weit verbreiteten "Technologieakzeptanzmodelle" (TAMs) kommen zu dem Schluss, dass die Benutzerfreundlichkeit (definiert als "das Ausmaß, in dem eine Person glaubt, dass die Verwendung eines bestimmten Systems mühelos ist") die Voraussetzung für die Akzeptanz ist, wenn sie eine neue Technologie kennenlernen. Wenn es nicht einfach zu benutzen ist, hat niemand eine positive Einstellung dazu [7] [8].
Menschen nehmen bestimmte Produkte nicht deshalb an, weil sie die besten sind, sondern weil sie am einfachsten zu benutzen sind und am besten zu ihrem gewohnten Lebensstil passen. Mit anderen Worten:

Aus diesem Grund kann es nicht zielführend sein, Patient:innen das "ideale" Mundpflegeprogramm beizubringen, wenn dieses für sie "schwierig" oder "anstrengend" ist.
Es ist viel wahrscheinlicher Erfolg zu haben, wenn wir Patient:innen Schritt für Schritt auf der Leiter der Mundgesundheit nach oben bringen. Zahnärzt:innen und das zahnärztliche Team können als Coaches für ihre Patient:innen fungieren und sie ermutigen, sich in bestimmten Bereichen zu verbessern, beginnend mit "leichten Erfolgen", um dann die nächste Stufe zu erklimmen. In erster Linie müssen wir etwas empfehlen, das Patient:innen bereit sind zu verwenden.
Wie sieht es mit der Benutzerfreundlichkeit (Compliance) bei der Interdentalreingung aus?
Die Reingung mit Zahnseide ist eine seit langem etablierte Methode, um Plaque zu entfernen und die Ansammlung von pathogenen Bakterien zu verhindern. Wenn Zahnseide korrekt angewandt wird ist diese wirksam; leider ist das in der Realität nur schwer zu erreichen [9] . Studien haben gezeigt, dass leichter zu handhabende Interdentalbürsten und Interdentalreiniger aus Elastomer (z. B. GUM® SOFT-PICKS®) mit einer größeren Compliance und Wirksamkeit verbunden sind [10] [11] [12].
Dementsprechend kann auf Grundlage randomisierter kontrollierter Studien (RCTs) eine "Ease-of-Use-Leiter" erstellt werden.
Interdentalbürsten
Die Überlegenheit von Interdentalbürsten ist vermutlich auf die höhere Wirksamkeit der Plaqueentfernung, die hohe Patientenakzeptanz, sowie auf die Benutzerfreundlichkeit [13] [14] [15] [16] zurückzuführen. Da Interdentalbürsten einfacher zu benutzen sind als Zahnseide, sind die Patient:innen eher bereit, diese anzuwenden. Außerdem können Interdentalbürsten den interdentalen Raum besser füllen und Plaque entfernen als Zahnseide [17], was es wiederum für Patient:innen einfacher macht.

Was ist mit Interdentalreinigern aus Gummi?
Während Interdentalbürsten äußerst wirksam und einfach zu verwenden sind (siehe oben), zeigen neuere Erkenntnisse, dass Patient:innen Gummi-Interdentalreiniger bevorzugen, weil diese besonders einfach zu verwenden sind und weniger Zahnfleischverletzungen (d. h. Schmerzen) verursachen [10]. Sie sind speziell designed, um interdentale Plaque zu entfernen und die Durchblutung des Zahnfleisches anzuregen [11] [17].

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Das GUM® TRAV-LER® Sortiment von SUNSTAR: Entwickelt für eine einfache Anwendung
Das GUM® TRAV-LER® Sortiment zeichnet sich durch seine Benutzerfreundlichkeit aus. Es bietet Komfort, Benutzerfreundlichkeit und klinisch validierte Wirksamkeit.
- GUM® TRAV-LER® haben einen um bis zu 90° biegsamen Hals (der Draht muss nicht gebogen werden), um die hinteren Zähne leicht zu erreichen und so dem Anwender mehr Kontrolle zu geben .
- Ein flexibler, ergonomischer Griff mit einer rutschfesten Fingerauflage ermöglicht eine bessere Handhabung auch an schwer erreichbaren Stellen.
- Die sanften Borsten, die abgerundete Spitze und der beschichtete Draht, bieten Patient:innen ein angenehmes Anwendungsgefühl, reduzieren das Risiko von Zahnfleischverletzungen, Zahnschmelz- und Implantatschäden.
- Die Dreiecks-Borstenstruktur entfernt bis zu 25% mehr Plaque als normale Filamente und sind mit CHX sowie Silberionen beschichtet, um einen antibakteriellen Schutz zwischen den Anwendungen zu gewährleisten.

Das GUM® TRAV-LER® Sortiment bietet für jede Morphologie die passende Größe
Unsere GUM® TRAV-LER® Interdentalbürsten Sortiment ist in 10 verschiedenen Größen und 2 verschiedenen Bürstenformen erhältlich: konisch und zylindrisch.
Umsetzung der "Ease-of-Use-Strategie"
Wenn also Interdentalbürsten und Gummi-Interdentalreiniger einfach anzuwenden sind, wie kann man aus der großen Auswahl an Produkten auf dem Markt das Richtige für den jeweiligen Anwender auswählen? Aus der Literatur wissen wir, dass es kein einziges Produkt zur Interdentalreinigung gibt, das für alle Patienten gleichermaßen geeignet ist [17].
Eine systematische Übersichtsarbeit zeigt, dass die Wahl eines geeigneten Interdental Produktes nicht nur vom parodontalen Status des Patienten und die Größe des Interdentalraums abhängt (in der "Theorie" ausreichend). Sie wird auch stark von "weichen" menschlichen Faktoren, wie der wahrgenommenen Benutzerfreundlichkeit, der Akzeptanz, der Geschicklichkeit und der Motivation des Einzelnen beeinflusst [18]. Dies ist, so kann man argumentieren, der "praktische" Ansatz, der die Compliance fördert.

1. Status der parodontalen Gesundheit
2. Psychometrie & Kaufverhalten
Daher hat GUM® eine einfache Empfehlung entwickelt, die es Prophylaxefachkräften ermöglicht, den parodontalen Gesundheitszustand (gesund oder nicht) zu berücksichtigen und dann mit dem Verhalten und der Motivation ihrer Patient:innen abzugleichen um eine Lösung vorzuschlagen, die mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen wird, einfach weil diese gut zum Patienten passt und am einfachsten anzuwenden ist.
Wir nennen es die "Oral Health ease-of-use Leiter". Wie funktioniert diese?
- Prüfen Sie, ob Ihre Patient:in parodonal gesund oder geschädigt ist
- Berücksichtigen Sie das aktuelle Patient:innenverhalten:Was wird aktuell verwendet? Nur Zahnbürste? Zahnbürste und unregelmäßige Interdentalreinigung?
- Schätzen Sie die Motivation Ihrer Patienten:in ein: Ist diese gering, normal, normal bis hoch?
- Gibt es Geschicklichkeitsprobleme?
Nachdem Sie diese Einschätzung auf der Grundlage von Patientengesprächen vorgenommen haben, empfehlen wir, eine zweistufige Empfehlung mit der Sie Ihre Patienten auf der Mundgesundheitsleiter nach oben führen können. Mit dieser einfachen "oralen Gesundheits-Ease-of-Use-Leiter" können Sie auch die zögerlichsten Patienten zur Compliance ermutigen, indem Sie die vom Patienten bevorzugten Hilfsmittel einsetzen und eine vollständige Mundpflege fördern: Interdentalreinigung zu Hause und unterwegs.

Für wenig motivierten Patient:innen, unabhängig vom Gesundheitszustand, sollten Sie immer mit Gummi-Interdentalreinigern beginnen (wenn es der Interdentalraum erlaubt). Ihre Wirksamkeit wurde in randomisierten, kontrollierten Studien klinisch nachgewiesen, und sie sind einfacher anzuwenden als klassische Interdentalbürsten. Patient:innen bevorzugen Gummi-Interdentalreiniger, da diese besonders einfach zu handhaben sind und weniger Zahnfleischverletzungen verursachen [10]. Für Patient:innen, die einen zusätzlichen Ansporn benötigen, sollten Sie minzig aromatierte Gummi-Interdentalreiniger in Betracht ziehen.
Gummi-Interdentalreiniger können Sie beruhigt empfehlen, da sie einfacher in der Anwendung sind und damit mit einer höheren Compliance verbunden sind und mit einer besseren Wirksamkeit und besseren Ergebnissen [10] [11]. Es gibt keinen einfacheren Weg die Leiter der Mundgesundheit zu erklimmen!
Für parodontal gefährdete Patient:innen sollten Sie GUM® TRAV-LER® Interdentalbürsten – entweder in einem zweiten Schritt, nach der Einführung von Gummi-Interdentalreinigern, oder direkt in Kombination empfehlen.
Effektive Techniken für die Patientenansprache
Angenommen, Sie möchten mit Ihren Patient:innen über Mundhygiene und erstklassige, einfach anzuwendende Hilfsmittel sprechen. Eine gute Kommunikation trägt zu zufriedenen Patienten und einer zunehmenden Anwendungspraxis bei. Hier sind einige Erfahrungen, die im Laufe der Jahre gesammelt wurden [19] [20].
Das Risiko einordnen
Sie sollten Ihren Patient:innen mit Empathie zuzuhören und eine patientenorientierte Sprache verwenden, um den Einstieg zu erleichtern. Lassen Sie Ihre Patient:innen wissen, dass die Zahnfleischgesundheit wichtig ist und viele Menschen betrifft. Weisen Sie unrealistischen Optimismus zurück und stellen Sie klar, dass ohne Interdentalreinigung eine Gingivitis entstehen wird.
Erfragen & Anpassen
Erkundigen Sie sich nach den Erwartungen der Patient:innen und bewerten Sie die Beweggründe.
Im Patientengespräch geht es darum, ihre Erwartungen mit den wahrscheinlichen Erfahrungen in Einklang zu bringen. Bestätigen Sie, dass die erste Verwendung eines Hilfsmittels zur Interdentalreinigung unangenehm sein kann, aber versichern Sie, das dies nur am Anfang so ist und sich dann eine Routine einstellt und das tolle Gefühl einer vollständigen Reinigung des Mundes als sehr angenehm empfunden wird.
Passen Sie Ihre Empfehlung an die Motivation der Patient:innen an. Wir empfehlen, sich an unsere "Oral Health Ease-of-Use-Leiter" zu halten, um ein Programm zu empfehlen, das die Compliance fördert. Machen Sie die erste Erfahrung mit einem Produkt so einfach wie möglich. Erzielen Sie "frühe Erfolge" und gehen Sie dann weiter. Vereinbaren Sie regelmäßige Kontrolltermine.
Zeigen
Demonstrieren Sie die Verwendung der empfohlenen Hilfsmittel am besten am Modell oder an sich selbst. Dann lassen Sie den Patienten selbst üben; hierdurch wird das Verständnis erhöht. Halten Sie es so einfach und leicht wie möglich.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass positiv formulierte Schlüsselbotschaften und eine gute Patientenkommunikation die Zufriedenheit erhöhen, während einfach anzuwendende Mundhygiene -Rituale die Compliance fördern. Die Kombination dieser beiden Faktoren ist wahrscheinlich die Erfolgsformel für glückliche Patient:innen und eine gute Mundhygiene.

Tipps und Tricks zur Motivierung
Lassen Sie Ihre Patient:innen wissen, dass "der Verlust von Zähnen nicht unvermeidlich ist", aber mit guter Mundpflege verhindert werden kann. Die Interdentalreinigung muss immer Teil der ganzheitlichen Mundpflege sein in allen Lebensphasen.
Motivieren Sie Patient:innen durch einfache und schnelle Erfolgserlebnisse: Wir wissen, dass Patient:innen einen direkten Effekt gerne sehen und spüren, also beispielsweise wie viel Plaque oder Essensreste sie zwischen den Zähnen entfernen. Die Verwendung von Interdentalreinigern direkt nach dem Essen kann daher ein guter Startpunkt sein.
Patient:innen wünschen sich Ihre Zustimmung.
Lassen Sie Ihre Patient:innen wissen, dass Sie sich beim nächsten Besuch darauf freuen zu hören, wie die Erfahrungen mit der Interdentalreinigung waren.
Wir wissen, wie wichtig es ist, den ersten Kauf eines Interdentalprodukes so einfach wie möglich zu machen. Verweisen Sie für unsere GUM Interdentalprodukte gerne an Apotheken und ausgewählte Drogeriemärkte.

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[1] Laut der Di World Dental Federation werden allein in den USA jährlich 110 Milliarden US-Dollar für die orale Gesundheitsversorgung ausgegeben. In der Europäischen Union wurden die jährlichen Ausgaben in den Jahren 2008-2012 auf 79 Mrd. EUR geschätzt.
[6] Sunstar Europe Consumer Research: 4'000 Patienten Frankreich und Deutschland, 2018.