Let's talk Oral Health: Implantologie und häusliche Mundpflege
Die Vorbeugung und Behandlung von periimplantären Entzündungen ist seit Jahren ein wachsendes Problem - und dennoch gibt es in der Fachwelt keinen einheitlichen Konsens über ihre Behandlung. In diesem Fall bleibt die Prophylaxe als wichtigste Säule und liegt, wie bei parodontalen Erkrankungen, in der täglichen Mundpflege des Patienten.
Prof. Roos-Jansåker und Susan Wingrove erörtern in unserem Webinar die Grundlagen der Periimplantitis und konzentrieren sich hierbei auf die wirksamen nicht-chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten, einschließlich der Rolle der Betroffenen und der Frage, wie die zahnärztliche Praxis Patient:innen unterstützen und begleiten kann.

Mukositis und Periimplantitis: Wie wird diese diagnostiziert
Die Ätiologie von Mukositis und Periimplantitis ist die Ansammlung von Biofilm. Prof. Roos Jansåker weist darauf hin: "Es ist wichtig zu wissen, dass eine gesunde periimplantäre Tasche 4mm oder tiefer sein kann. Die Taschentiefe rund um ein Implantat kann also nicht mit der um einen Zahn verglichen werden. Die Taschentiefe hängt davon ab, wie tief das Implantat eingesetzt wurde und von der Dicke der Mukosa". Eine periimplanäre Tasche von mehr als 5mm kann jedoch ein Risiko für die Entwicklung einer pathologischen Mikrobiota darstellen. Sie verweist auf den Welt-Workshop zur Klassifikation parodontaler und periimplantärer Erkrankungen (Berglundh und Armitage, 2018) und erinnert daran, dass periimplantäre Mukositis als entzündliche Läsion der Weichgewebe definiert wird, die ein enossales Implantat umgeben, ohne dass dabei ein Knochenverlust oder ein fortschreitender marginaler Knochenverlust auftritt. Die Definition umfasst klinische Entzündungszeichen wie Blutungen und/oder Pus bei sanfter Sondierung, jedoch ohne weiteren Knochenverlust nach der Remodellierung. Im Gegensatz dazu zeigt die Periimplantitis dieselben klinischen Zeichen, jedoch mit erhöhter Taschentiefe und Knochenverlust. Periimplantitis kann zum Verlust des Implantats führen. In den meisten Fällen tritt die Periimplantitis früh auf und schreitet nichtlinear voran, wobei die Aggressivität und das Ausmaß des entzündlichen Infiltrats stärker ausgeprägt sind als bei der Parodontitis.
Susan Wingrove verwendet ein fünfstufiges Protokoll zur Beurteilung des Implantats: visuelle Beurteilung des Weichgewebes, Sondierung und Palpation auf Anzeichen einer Infektion, Beurteilung von Konkrementen und Zement, Bewertung der Mobilität der Okklusion bei jedem Termin sowie die Beurteilung des Knochenstands mittels Röntgenaufnahme. Sie teilt auch eine pragmatische Tabelle, die auf dem gleichen Welt-Workshop basiert und hilft, klinisch den Gesundheits- oder Krankheitszustand des Implantats zu bestimmen. Diese beschreibt zum Beispiel ein Kriterium: "25% oder weniger Knochenverlust im Vergleich zur Länge des Implantats entspricht einer leichten Periimplantitis, 25-50% Knochenverlust ist mittelschwer und über 50% entspricht einer schweren Periimplantitits."
Periimplantäre Erkrankungen: Wie kann hier Prophylaxe betrieben werden?
Laut dem neuen ITI-Behandlungsleitfaden gibt es drei verschiedene Präventionsmöglichkeiten: Primär-, Sekundär- und Tertiärprävention. Die Primärprävention zielt auf eine periimplantäre Gesundheit ab und beruht auf den fünf Schritten:
- Planung der Implantatinsertion auf die richtige Weise. Das Knochenvolumen und die keratinisierte Mukosa werden auf den Bedarf an regenerativen chirurgischen Maßnahmen beurteilt, ebenso wie der okklusale und mesial-distale Raum für eine mögliche kieferorthopädische Therapie.
- Vorbereitung der Patient:innen durch Aufklärung über Risikofaktoren und Indikatoren (z. B. Medikamente, Diabetes, Rauchen) und natürlich die vorherige Behandlung von Parodontitis, um das Implantat in einen gesunden Mund zu setzen.
- Platzierung des Implantats mit einem korrekten chirurgischen Ansatz.
- Prothetik muss eine einfache Beurteilung, Sondierung und tägliche Reinigung durch die Patient:in ermöglichen. Verschraubte Prothesen können empfohlen werden, um Zementüberschüsse zu vermeiden. Lockere Abutments und starke okklusale Kräfte müssen behandelt werden.
- Prophylaxe: Regelmäßige Kontrolle und Behandlung alle 3 bis 6 Monate und Verstärkung der Mundhygiene, um "null Plaque" zu erreichen. Selbst Patient:innen mit einer guten Mundhygiene müssen regelmäßig betreut werden.
Die Sekundärprävention bezieht sich auf das Management von periimplantärer Mukositis und der Verhinderung des Auftretens einer Periimplantitis. Tertiärprävention ist die Behandlung der Periimplantitis und die Verhinderung eines Implantatverlustes.
Prof. Roos Jansåker betont, dass Prävention in allen Phasen der Implantattherapie stattfindet: "Prävention in der präimplantären Therapie könnte darin bestehen, den Patient:innen zu sagen, dass die beste Behandlungsoption nicht ein Implantat ist, sondern eine andere prothetische Lösung. Prävention, während der Implantattherapie bedeutet, dem ITI-SAC-Index (Simple, Advanced, Complex-Fälle) zu folgen, eine optimale Operation und Prothetik zu gewährleisten. Schließlich bezieht sich die Prävention in der postimplantologischen Therapie auf die individuelle Nachsorge: Nicht alle Patient:innen benötigen eine festsitzende Prothese, eine herausnehmbare Prothese kann für Patient:innen besser geeignet sein, die nicht in der Lage sind, die Mundhygiene selbst durchzuführen.“
Dentalhygieniker:innen spielen bei der Post-Implantat-Therapie eine wichtige Rolle, da sie die ersten Ansprechparter:innen sind. Sie müssen jedes Anzeichen einer Entzündung um ein Implantat herum erkennen. Ihre Aufgabe besteht jedoch zunächst darin, die Patient:innen darüber aufzuklären, dass der Biofilm der Hauptrisikofaktor für periimplantäre Erkrankungen ist. Dann führen sie eine gründliche professionelle Biofilmentfernung durch, denn der Biofilm muss ebenso professionell entfernt werden wie die Konkremente. "Nicht alle Implantate müssen gereinigt werden: Bei vielen muss nur der Biofilm entfernt werden. Aber es gibt sichere und wirksame Hilfsmittel, die rund um die Implantate eingesetzt werden können", sagt Susan Wingrove und fährt fort, diese im Detail zu beschreiben, von Polierern bis hin zu Ultraschallinstrumenten. Am wichtigsten ist jedoch die häusliche Pflege für eine wirksame Entfernung des Biofilms. Diese Pflege muss individuell auf die Patient:innen zugeschnitten sein; sei es mit Zahnseide, Munddusche, Mundspülungen, elektrischen/manuellen Zahnbürsten, Interdentalbürsten oder sogar mit dem wieder sehr beliebten Gummistimulator für das Zahnfleisch. In jedem Fall, betont Susan Wingrove: "Ein Implantat wird mit Blick auf die Kontrolle und die häusliche Pflege und Reinigung eingesetzt: Es geht um Teamarbeit und die Anleitung der Patient:innen."
Periimplantäre Mukositis und Periimplantitis: Die nichtchirurgische Behandlung
Eine leichte Periimplantitis kann durch einen nicht-chirurgischen Ansatz behandelt werden, während bei einer mittelschweren Periimplantitis ein chirurgischer Ansatz erforderlich sein kann. Bei einer schweren Periimplantitis kann sogar eine Entfernung des Implantats in Betracht gezogen werden.
Nach der Beurteilung des periimplantären Gewebes und der Prothese (die möglicherweise entfernt werden muss) und der Optimierung der Mundhygiene erfordert die professionelle mechanische Entfernung von Konkrementen und Biofilm Instrumente, die die Implantat Oberfläche, wenn überhaupt, nur minimal verändern: Kunststoff-, Kohlefaser- und Titanküretten, Ultraschallinstrumente, Polieren mit Luft Wasser Gemisch, rotierende Bürsten und Polierkelche.
Es gibt keine Studie, die zeigt, dass ein Instrument signifikant besser ist als ein anderes: Das Endziel bleibt das Aufreißen des Biofilms und die Entfernung der Konkremente.
Einige Studien zeigen, dass zusätzliche Antiseptika wie Chlorhexidinlösungen, Gele oder Chips eine gewisse Wirkung haben können. "Obwohl sie keinen größeren Nutzen bieten als das mechanische Debridement allein, können einige Patient:innen zusätzliche Antiseptika benötigen", sagt Prof. Roos Jansåker. Es gibt auch ergänzende lokale und systemische Antibiotika. Bei Letzteren muss jedoch die Gefahr von Resistenzen ihren Einsatz auf die Fälle beschränken, in denen diese wirklich benötigt werden. "Der Konsens, der im November 2022 über die Behandlung von Periimplantitis und Antibiotika stattgefunden hat, sollte die neuesten Studien analysieren", präzisiert Dr. Roos Jansåker.
Nach Abschluss der nicht-chirurgischen, professionellen mechanischen Behandlung empfiehlt das ITI eine Wiederholungsuntersuchung nach einem Monat. Wenn die Entzündung abgeklungen ist, geht der Patient in ein Erhaltungsprogramm mit unterstützender Therapie über. Wenn nicht, kann eine weitere nicht-chirurgische Behandlung erforderlich sein. Bei einer Sondierungstiefe ≥6mm sowie Blutung bei Sondierung, besteht das Risiko einer Progression, und es kann ein chirurgischer Eingriff in Betracht gezogen werden.
Let's Talk Oral Health ist eine Serie von Experten-Gesprächen. Diese spezielle Reihe konzentriert sich auf die häusliche Mundpflege aus verschiedenen Blickwinkeln. Entdecken Sie hier alle Webinare aus dieser Reihe: