Nov. 24, 2021 - Min LesedauerMin Lesedauer

Wie das zahnärztliche Team Verhaltensänderungen bei Patienten erreichen kann

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Das alte Sprichwort "Erfolg bringt Erfolg" gilt sowohl für die zahnärztliche Praxis, als auch für den Patienten. Eine zahnärztliche Betreuung, die gezielte Verbesserungen bei der häuslichen Mundhygiene Ihrer Patienten beinhaltet, führt zu einer verbesserten allgemeinen Gesundheit. Strategien zur Verhaltensänderung können also für alle ein Gewinn sein. Die Prävention von Krankheiten ist dabei das oberste Ziel.

Um die beiden Mundkrankheiten - Karies und Parodontitis – zu verhindern, braucht es eine wirksame Plaque Kontrolle. Dies setzt eine effektive Mundhygiene durch Ihre Patienten voraus. Präventionsstrategien wirken in der Theorie häufig einfach, ihre praktische Anwendung ist jedoch oft schwierig und nicht immer erfolgreich. Eine der größten Herausforderungen ist die Änderung des menschlichen Verhaltens. Studien zu den verschiedenen Aspekten der Gewohnheitsänderung können dem zahnärztlichen Team helfen, ihre Patienten zu motivieren, Pflegepraktiken zu Hause zu übernehmen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss man Kenntnisse darüber haben, wie man eine Verhaltensänderung bei anderen herbeiführen kann.

Kennen Sie Ihre Herausforderungen

Zahnärzte führen Eingriffe selten unter idealen Bedingungen durch; Herausforderungen sind an der Tagesordnung. Eine hyperaktive Zunge, ein Überschuss an Speichel, eine unzureichende Anästhesie und eine eingeschränkte Mundöffnung sind bekannte Hindernisse, die es zu überwinden gilt, um eine zahnärztliche Behandlung durchzuführen. Eine weitere große Herausforderung stellt die Änderung des Mundhygieneverhaltens Ihrer Patienten dar. Experten für Verhaltensänderungen betonen, wie wichtig es ist, Faktoren zu verstehen, die eine erfolgreiche Änderung behindern können.

Zu den Hindernissen, Patienten zu gesunden Mundhygienegewohnheiten zu motivieren, gehören: 

  • Ungeduld. Die meisten Verhaltensänderungen erfolgen nicht sofort, sondern schrittweise. Das Fehlen einer sofortigen Sichtbarkeit der Ergebnisse kann sowohl für das zahnärztliche Team, als auch für den Patienten demotivierend sein. Die Prophylaxe Assistentin oder der Zahnarzt erwarten vielleicht, dass der Patient die Mundhygieneanweisungen sofort umsetzt. Der Patient erwartet, dass das Zahnfleischbluten verschwindet, sobald er mit seiner neuen Routine beginnt. Die Ergebnisse einer Verhaltensänderung erfordern jedoch von beiden Seiten Geduld.
  • Einstellung. Sie haben alle Informationen, die Ihr Patient für gesunde Zähne und gesundes Zahnfleisch benötigt. Leider kann die Einstellung des Patienten, oder sogar die Einstellung der Familie und Freunde, ein starkes Hindernis für die Schaffung gesunder Gewohnheiten darstellen. Sie können jedoch auch wichtige Verbündete sein, um Veränderungen zu bewirken. Gerade Patienten, bei denen Familie und Freunde einen großen Einfluss haben, können davon profitieren. Es kann der Anstoß dazu sein, neue Gewohnheiten anzunehmen. 
  • Angst. Die Umgebung, in der Sie versuchen, das Verhalten eines Patienten zu beeinflussen, erzeugt bei manchen Menschen Angst. Wenn Sie versuchen, Ihrem Patienten diese Angst zu nehmen und Vertrauen erlangen, kann das zu positiven Veränderungen führen. Suchen Sie sich – wenn möglich – einen „neutralen“ Raum, um das Patientengespräch zu führen. Wenn das nicht möglich ist, sorgen Sie dafür, dass der Patient aufrecht im Behandlungsstuhl sitzt und Sie auf Augenhöhe ein Gespräch führen können. Sorgen Sie dabei auf genügend Abstand uns sprechen Sie immer mit Empathie.

Lernen Sie Ihren Patienten kennen

Identifizieren Sie das Profil Ihres Patienten

Es gibt zwei Arten der kognitiven Kontrolle - proaktiv und reaktiv. Dies bezieht sich auf den Prozess, durch den jemand Informationen verarbeitet und eine Handlung einleitet. Eine proaktive Person wird durch ein bestimmtes Ziel motiviert, während eine reaktive Person motivierter ist, wenn ihre Familie und/oder Freunde der neuen Gewohnheit beitreten und sie unterstützen. Um Ihre Patienten erfolgreicher zu motivieren, neue Gewohnheiten anzunehmen und beizubehalten, ist es hilfreich, zu wissen, welcher Typ Mensch sie sind. Bei einer kürzlich stattgefundenen Veranstaltung von SUNSTAR mit Prof. Newton, stellte dieser eine weitere Möglichkeit vor, wie man Patienten einteilen kann.  Prof. Newton ist ein führender Experte auf dem Gebiet der Verhaltensänderung. Er klassifiziert Menschen in der Regel als empathisch oder als Problemlöser. Ist er oder sie ein Mensch, der nach Einfühlungsvermögen sucht? Oder will er oder sie eine Lösung, ohne weitere Umschweife? Ihren Patienten zu kennen und einschätzen zu können, ist der erste entscheidende Schritt zur Verhaltensänderung.

Schaffen Sie eine angenehme, respektvolle und unterstützende Umgebung

Die Änderung des Verhaltens Ihres Patienten, beginnt in dem Moment, in dem Sie ihm begegnen. Eine herzliche Begrüßung auf Augenhöhe kostet keine Zeit, sie zeigt jedoch Respekt und stärkt das Vertrauen. Außerdem hilft es eine Beziehung aufzubauen, die es Ihnen ermöglicht, positive Veränderungen zu bewirken.

Die Schaffung eines angenehmen Umfelds hat Auswirkungen auf die Patientenbeziehung

  • Der Patient fühlt sich wohl und akzeptiert.
  • Der Patient hat ein Gefühl von Kontrolle und Vertrauen.
  • Der Patient beginnt zu verstehen, dass er eine große Rolle für seine Mundgesundheit spielt.
  • Dies hat das Potenzial, die intrinsische Motivation zu entfachen, die notwendig ist, um Gewohnheiten, wie das Zähneputzen und die Interdentalreinigung zu etablieren.

In diesem Umfeld können Sie nun mit der Beratung beginnen und Ihrem Patienten zeigen, dass Sie sich für ihn interessieren und seine Mundgesundheit Ihnen wichtig ist. Wenn der Patient beginnt, seine Mundgesundheit selbst in die Hand zu nehmen, haben Sie seine Aufmerksamkeit, um ihm hilfreiche Mundhygieneinformationen zu vermitteln.

Kennen Sie Ihre Botschaft

Bedenken Sie daher: In dem Moment, in dem Sie bei der klinischen Untersuchung erste Einschätzungen über den Gesundheitszustand von Zähnen und Zahnfleisch geben, beginnt der Motivationsprozess. Überlegen Sie also genau, wie Sie die jeweiligen Themen ansprechen

Die Bereitwilligkeit des Patienten, diese Botschaft auch zu empfangen, ist häufig nicht offensichtlich. Das TransTheoretische Modell (TTM) der Verhaltensänderung kann Ihnen helfen, Ihre Botschaft genauer auf die Bereitschaft Ihres Patienten abzustimmen, gesunde Mundhygienegewohnheiten anzunehmen.

Die TTM-Phasen des Wandels sind:

  1. Precontemplation: Der Patient ist nicht bereit und sich möglicherweise nicht bewusst, dass er was ändern muss.

TIPPS: Ermutigen Sie Ihren Patienten, seine derzeitigen Gewohnheiten zu überdenken und sich zunächst mit sich selbst zu beschäftigen (anstatt sofort zu handeln). Erklären Sie ihm die Risiken, die mit der Fortsetzung seines derzeitigen Verhaltens verbunden sind. Wenn Ihr Patient beispielsweise zu Hause keine gute Mundhygiene betreibt, könnten invasivere Zahnbehandlungen die Folge sein.

  1. Contemplation: Der Patient denkt über Veränderungen nach und ist sich der Vorteile der Veränderung bewusster.

TIPPS: Ermutigen Sie Ihren Patienten, die Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung bei der Mundhygiene abzuwägen. Ermitteln und fördern Sie positive Ergebnisse. Dazu zählt z. B. ein größeres Selbstvertrauen aufgrund eines gesunden Mundes, eine bessere allgemeine Gesundheit und weniger Angst vor Zahnarztbesuchen.

  1. Preperation: Der Patient plant kleine Veränderungen und unternimmt kleine Schritte zum Handeln.

TIPPS: Helfen Sie Ihrem Patienten, Hindernisse für Veränderungen zu erkennen und zu überwinden. Finden Sie Personen, die ihn unterstützen können. Wichtig ist, dass diese Personen über die Fähigkeiten verfügen, Verhaltensänderungen herbeizuführen. Ermutigen Sie sie, kleine erste Schritte zu machen.

  1. Action: Der Patient ändert seine Gewohnheiten. Das Erlernen der richtigen Mundhygienetechniken ist in dieser Phase wichtig.

TIPPS: Geben Sie Hilfestellung und unterstützen Sie Hilfe von Freunden oder Familie, um positive Botschaften für die Mundgesundheit zu verstärken. Stärken Sie das Selbstbewusstsein Ihres Patienten in seine eigenen Mundhygienefähigkeiten. Zeigen Sie ihm die langfristigen Vorteile einer optimalen Mundgesundheit.

  1. Maintenance (Aufrechterhaltung): Der Patient erzielt mit seiner neuen Routine Ergebnisse und stabilisiert seine neuen Gewohnheiten.

TIPPS: Ermutigen Sie Ihren Patienten, sich zusätzliche Anreize zu setzen. Dies können Belohnungen sein, wie zum Beispiel mehr Selbstvertrauen im Umgang mit anderen. Ebenso ein besserer Schlaf aufgrund fehlender Beschwerden und/oder ein besserer allgemeiner Gesundheitszustand. 


Besprechen Sie, wie sie einen „Rückfall“ in alte Gewohnheiten vermeiden können. Zum Beispiel, indem sich Patienten selbst Notizen schreiben, die sie täglich daran erinnern, die Zähne zu putzen und Interdentalreinigung zu betreiben. Zeigen Sie Ihren Patienten wie sie mit "Triggern" umgehen können. Bei der Mundhygiene kann ein Auslöser ein Snack am Arbeitsplatz sein, die Lösung kann darin bestehen, eine Zahnbürste mitzunehmen, um die Zähne danach reinigen zu können.

Sie können Ihre Botschaft des zweimaligen täglichen Zähneputzens und der täglichen Interdentalreinigung effektiver vermitteln, wenn Sie das TTM mit einem anderen Modell, dem Health Belief Model, kombinieren. Ob der Patient dann auch wirklich handelt, kann davon abhängen, ob: 

  • Der Patient glaubt, dass ein negativer Gesundheitszustand vermieden werden kann.
  • Der Patient die Erwartung hat, dass eine empfohlene Maßnahme zur Vermeidung von Krankheiten führt.
  • Der Patient davon überzeugt ist, dass die Handlungen auch eine positive Veränderung herbeiführen werden. 

Diese beiden Modelle sind miteinander verbunden und können Ihnen helfen, Ihre Botschaft zur Mundgesundheit klar, rechtzeitig und effektiv zu vermitteln. Denken Sie daran, dass Ihre Nachricht für proaktive und reaktive Personen angepasst werden muss.

Es gibt viele Techniken, die Ihnen helfen, Ihre Botschaft effektiver zu vermitteln. Hilfreiche Tipps, für die erfolgreiche Kommunikation mit Ihren Patienten, finden Sie unter: "Erfolgreiche Praxiskommunikation: bei Patienten punkten“.

Kennen Sie Ihren Plan

Mit dem Wissen, über den Zusammenhang zwischen Mundgesundheit und Allgemeingesundheit, wächst auch die Notwendigkeit des gesamten Teams, eine Verhaltensänderung bei den Patienten zu erreichen. Daher muss sich jeder in der Zahnarztpraxis auf das Coaching von Patienten konzentrieren, um Mundhygienegewohnheiten zu etablieren.

Dazu gehört der Aufbau einer Beziehung, die Kommunikation einer präzisen Mundgesundheitsbotschaft und die Unterstützung der Patienten, bei der Auswahl der richtigen Produkte zur Verbesserung ihrer Mundgesundheit.

Für weitere Tipps, wie Sie Ihren Patienten helfen können, ihre Mundhygiene und allgemeine Gesundheit zu verbessern,  wenden Sie sich an SUNSTAR GUM®.

 

 

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