März 16, 2022 - Min LesedauerMin Lesedauer

Probiotika und Zahnmedizin: Wichtige Fakten und Erkenntnisse

Angeregt durch die Bedeutung des körpereigenen Darmmikrobioms wird derzeit der Nutzen von Probiotika für die Mundgesundheit erforscht.  Aus der Literatur geht hervor, dass in der Mundhöhle mehr als 700 Bakterienstämme verbreitet sind [1], die sich sowohl an Hart- und Weichgewebe festsetzen. Das orale Mikrobiom koexistiert mit seinem Wirt und der Umgebung in einem dynamischen Gleichgewicht. Diese symbiotische Beziehung kann durch eine Vielzahl von Faktoren gestört werden. 

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Eine solche Störung kann zu einem Überwachsen von pathogenen Bakterien führen, die orale Beschwerden und Krankheiten verursachen. Während sich die konventionelle Behandlung in der Regel auf die (mechanische) Entfernung der pathogenen Bakterien konzentriert, wurden mehrere probiotische Stämme als Katalysatoren für eine  antimikrobielle und entzündungshemmende Linderung identifiziert. Dazu gehört insbesondere Limosilactobacillus reuteri (vorher Lactobacillus reuteri), eines der am besten erforschten und dokumentierten probiotischen Keime, der auch in dem Produkt GUM® PerioBalance® enthalten ist.


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Das orale Mikrobiom

Forschungen über das orale Mikrobiom und Probiotika, wie Limosilactobacillus reuteri, haben vielversprechende Einblicke erbracht, wie gute Bakterien pathogene Stämme ausgleichen können, vor allem in Kombination mit der richtigen Mundpflege-Routine.
Nach den Ergebnissen einer Untersuchung aus dem Jahr 2017, mit dem Titel Verwendung von Probiotika und Mundgesundheit [2]:

Einige Bakterien wie Porphyromonas gingivalis, Tannerella forsythia, und Treponema denticola sind bei Parodontitis stark verbreitet, während andere, wie Limosilactobacillus reuteri und Bifidobacterium nachweislich zu einer Verbesserung der parodontalen Gesundheit beitragen.

Es gibt Hinweise darauf, dass in Kombination mit einer guten Mundpflege-Routine, Probiotika eine fehlende Säule der Mundpflege sein könnten. Bei Verwendung in Verbindung mit traditionellen Parodontalbehandlungen, wie Scailing und Root planing, können Probiotika zu einer zusätzlichen Reduzierung der Taschentiefe führen. Während Forscher die Vielfalt des oralen Mikrobioms erfahren wir auch immer mehr über die Rolle, die Probiotika bei der Prävention und Behandlung von Munderkrankungen spielen können. Werfen wir einen detaillierteren Blick auf die Evidenz für Limosilactobacillus reuteri in Bezug auf die Parodontaltherapie.

Limosilactobacillus reuteri und Management von Parodontalerkrankungen

Mehrere randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte klinische Studien wurden durchgeführt, um die Wirkung von Limosilactobacillus reuteri Lutschtabletten als Ergänzung zur konventionellen Parodontalbehandlung (Scaling und Wurzelglättung) im Vergleich zu Scaling und Wurzelglättung allein zu untersuchen. Die Ergebnisse von vier dieser Studien wurden in einer systematischen Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2016 zusammengefasst [3], und drei Studien konnten ebenfalls in eine Metaanalyse einbezogen werden. Primäre Ergebnisparameter waren vor allem die Verbesserung des klinischen Attachmentlevels (CAL) und die Verringerung der Taschentiefe bei Sondierung (PPD).

Interessanterweise zeigte die Gruppe, welche die probiotischen Lutschtabletten erhielt, einen signifikanten Anstieg des CAL, sowie eine Reduzierung der Blutung bei Sondierung (BOP). Bei Betrachtung der PPD-Reduktion wurden signifikante Verbesserungen festgestellt, insbesondere bei mittleren und tiefen Taschen. Die Studie kommt zu dem Schluss: "Innerhalb der Einschränkungen dieser Studie scheinen die Ergebnisse dieser Metaanalyse den zusätzlichen Einsatz von Limosilactobacillus reuteri zu SRP in der CP-Behandlung kurzfristig zu unterstützen, insbesondere bei tiefen Taschen."



Interessanterweise wurde kürzlich eine umfassende systematische Übersichtsarbeit [4] über den unterstützenden Einsatz von Wirtsmodulatoren als Teil der Leitlinien für die klinische Praxis zur Behandlung von Parodontalerkrankungen von der European Federation of Periodontology (EFP) veröffentlicht. In diesem Artikel kamen die Autoren zu dem Schluss, dass sie keinen eindeutigen Nutzen von Probiotika in Ergänzung zur konventionellen Parodontaltherapie in Bezug auf PPD-Reduktion und CAL-Gewinn finden konnten. Diese Schlussfolgerung basierte jedoch auf Analysen, die mehrere verschiedene Stämme von Probiotika einschlossen, darunter auch Lactobacillus rhamnosus SP1, Streptococcus oralis KJ3, Streptococcus uberis KJ2, und Streptococcus rattus JH145. Bei spezieller Fokussierung auf Limosilactobacillus reuteri jedoch, wurden positive Effekte gefunden.

Da Probiotika viele verschiedene Mikroorganismen, spezifische Spezies und Stämme und sogar verschiedene Arten von Präparaten umfassen, müssen Schlussfolgerungen über die Wirksamkeit von Probiotika im weitesten Sinne als Ergänzung zur subgingivalen Instrumentierung mit einiger Vorsicht betrachtet werden.

Verstehen, wie Probiotika zum oralen Wohlbefinden beitragen

Während frühere Studien die Wirksamkeit von Probiotika bei der Behandlung von Parodontalerkrankungen untersuchten, haben neuere Erkenntnisse erforscht, wie genau das funktioniert. Auch hier hat das Verständnis des Darmmikrobioms den Weg für wichtige Erkenntnisse über das Verhalten und das Gleichgewicht des oralen Mikrobioms geebnet.

Ein Systematic Review von 15 wissenschaftlichen Studien aus dem letzten Jahrzent [5] kommt zu dem Schluss, dass die Daten, die wir derzeit über Probiotika haben, zwar valide und wichtig sind, wir uns aber noch in einem frühen Stadium der Validierung von Probiotika befinden. Der nächste Schritt zum Nachweis der Wirksamkeit sind randomisierte klinische Studien mit langfristiger Nachbeobachtungszeit. Langfristige Beweise für die Fähigkeit von Probiotika, die Prävalenz oder den Schweregrad von Parodontitis und ähnlichen Erkrankungen zu reduzieren, würden zeigen welche Stämme probiotischer Bakterien am effektivsten sind und welche individuellen Auswirkungen sie auf das orale Mikrobiom haben.

Das Potenzial von Probiotika als eigenständige Behandlung von Parodontitis und anderen chronischen Erkrankungen ist signifikant und könnte den Weg für eine orale Biotherapie in naher Zukunft ebnen. Ausgehend von bewährten Bakteriotherapie-Praktiken zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen, könnte die orale Biotherapie durchaus zu einer Form der parodontalen Behandlung werden, wenn wir die Wirkungen von Probiotika besser verstehen.

Eine im Jahr 2017 veröffentlichte, von Experten begutachtete Publikation, Probiotika: Eine neue Ära der Biotherapie [6], stellt fest, dass Probiotika - angeführt von Limosilactobacillus reuteri - die außerhalb des Körpers kultiviert und als Teil der oralen Biotherapie eingeführt werden, notwendige Antikörper und Immunglobuline produzieren können, um die Genesung parodontaler Erkrankungen und eine Rückkehr zur Homöostase des oralen Mikrobioms zu unterstützen.

Wachsendes Interesse an oraler Mikrobiologie

Die positiven Eigenschaften von Probiotika sind weithin bekannt. Während die Forschung weiterhin das orale Mikrobiom kartiert und seine Rolle bei der Entwicklung und Behandlung von oralen Erkankungen untersucht, wird auch nach Möglichkeiten gesucht, orale Probiotika sowohl bei präventiven Mundpflegeritualen als auch bei der Behandlung von chronischen Erkrankungen einzusetzen. Ob allein oder in Verbindung mit klassischen Therapiemaßnahmen, Probiotika werden in den kommenden Jahren sehr wahrscheinlich zu einem festen Bestandteil der Mundpflege werden.

Die Parallelen zwischen dem oralen Mikrobiom und dem Darmmikrobiom signalisieren die Wirksamkeit von Probiotika in einer spannenden Bandbreite von Anwendungen. Die ersten Ergebnisse sind vielversprechend.

 


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